Lack im Mittelpunkt der Gemeinde

6. Juni 2024

Wie sieht ein typischer Arbeitstag eines Gemeindepräsidenten aus? Stephan Lack, Gemeindepräsident von Muri-Gümligen, bietet Einblick in sein Amt, bei dem das Wohlergehen der Gemeinde an erster Stelle steht.

Eine Reportage von Konstantin Bindschedler und Adrian Keller

Eine Ortstafel von Muri. Foto: Konstantin Bindschedler

Es ist 07:30 Uhr. Stephan Lack steht in einem Besprechungszimmer der Gemeindeverwaltung. Seit 2023 ist der FDP-Politiker Gemeindepräsident von Muri-Gümligen. Ruhig und gelassen bereitet er sich auf eine Konferenz mit den Abteilungschefs der verschiedenen Abteilungen der Gemeindeverwaltung vor. Er liest kurz sein Blatt durch, bevor die Sitzung pünktlich um 07:30 losgeht. Nach einer Begrüssung beginnt Stephan Lack mit der Sitzung und informiert die Abteilungschefs über die Gemeinderatssitzung, die am vorherigen Tag stattgefunden hat. Der Gemeindepräsident leitet die Verwaltung und den Gemeinderat. Das führt dazu, dass er zwischen beiden vermitteln muss. Die Abteilungschefs sitzen um einen langen Tisch, an dessen Ende sitzt der Gemeindepräsident. Aufmerksam hören die Abteilungschefs zu, während der Gemeindepräsident die Punkte auf seiner Liste vorträgt. Einige Personen stellen Fragen. Lack beantwortet die Fragen gelassen. Mit der Zeit wird die Sitzung intensiver und es entwickelt sich eine Diskussion. Nach einer kurzen Präsentation ist die Sitzung etwa um neun Uhr beendet. Da der Tagesablauf auch schon besprochen ist, geht der Gemeindepräsident und Uhrenunternehmer in sein Büro zurück.  «Man gibt seine eigene Parteifarbe ab für das Wohlergehen von allen in der Gemeinde. Der Gemeindepräsident sollte auch gewisse Führungserfahrung und Führungsqualitäten haben, […]», sagt der Gemeindepräsident von Muri-Gümligen über seine Arbeit. Der Weg in das Büro führt durch das Grossraumbüro der Gemeindeverwaltung. Auf dem Weg trifft Lack einige seiner Mitarbeiter. Er begrüsst sie freundlich und mit einigen spricht er kurz. Eine persönliche Beziehung mit den Mitarbeitern zu haben, ist Lack wichtig. «Neben den wichtigen Führungsqualitäten sollte der Gemeindepräsident gewisse Sozialkompetenzen haben, da er viel intern als auch extern mit Menschen zu tun hat», erklärt er. Ein Gemeindepräsident soll Menschen mögen. Dass Stephan Lack dies tut und die besagten Sozialkompetenzen hat, merkt man. Viele der Mitarbeiter der Gemeinde Muri-Gümligen kennt er persönlich. Finanztechnisch solide muss ein Gemeindepräsident auch sein, da er das Ressort Finanzen leitet.  

Stephan Lack leitet die Sitzung mit den Abteilungschefs der Verwaltung. Foto:  Adrian Keller

«Man gibt seine eigene Parteifarbe ab für das Wohlergehen von allen in der Gemeinde.»

Stephan Lack, Gemeindepräsident

Verwaltungsarbeit

Lack kommt in seinem Büro an und setzt sich an seinen Schreibtisch. Aus dem Fenster seines Büros hinaus sieht er einen Teil seiner Gemeinde, über die er sehr positiv spricht. Muri-Gümligen habe eine tolle Lage. Zudem habe das Dorf eine sehr hohe Lebensqualität und ein hohes Bildungsniveau, also starke Schulen. Auch die Finanzen seien sehr stabil. «Wir sind auch daran, ökologisch eine Vorbildgemeinde zu werden», fügt Lack ergänzend an. Am Schreibtisch öffnet er seinen Laptop, um einige E-Mails zu beantworten. Die Gemeinde hat eine gemeinsame Plattform, mit der alle Mitarbeiter arbeiten. Darauf können Dokumente gespeichert werden, Dokumente bearbeitet werden, man kann Dokumente teilen und der Zugriff auf Dokumente kann kontrolliert werden. Diese Webseite sei zwar sehr praktisch, die Gemeinde habe aber wichtige Dokumente auf Papier in 600 Archivmeter. Schnell beantwortet Stephan Lack seine E-Mails und macht einige Telefonate, dies kommt in seinem Alltag sehr oft, denn er führt und organisiert die Gemeinde.

SP fordert Stephan Lack heraus

Im Juni 2024 wird in Muri-Gümligen der Gemeindepräsident gewählt. Stephan Lack, der mitten in einer Legislatur sein Amt antrat, tritt wieder zur Wahl an. «Lack liefert». Das ist sein Slogan für die Wahl. Herausgefordert wird der aktuelle Gemeindepräsident von Jan Köbeli von der SP. Auf die Frage, ob er zuversichtlich sei, dass er gewinnen werde, antwortet Stephan Lack, dass er ein gutes Gefühl habe. Muri laufe gut, und für ihn sei es in Ordnung, dass die Menschen darüber befinden. Die Leute sollen auch ein Recht haben zu sagen, dass sie mit seiner Arbeit zufrieden seien. «Ich bin zuversichtlich, ja», sagt er selbstbewusst. Dass jemand von der SP in Muri gewinnt, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn der Gemeindepräsident ist in Muri schon seit fast 30 Jahren von der FDP. In Muri-Gümligen gibt es viele Leute, die die gleichen Werte wie die FDP haben. So erklärt Lack unter anderem den Erfolg der FDP. Es sei auch ein Erfolgsausweis für die FDP. «Muri ist ein Erfolgsmodell. Muri ist hoch respektiert und ich denke, die meisten Einwohner sehen keinen Grund, von diesem Erfolgsweg», erklärt der FDP-Politiker.

«Muri ist ein Erfolgsmodell.»

Stephan Lack, Gemeindepräsident

Um 11 Uhr läuft Herr Lack wieder zum Besprechungszimmer, welches sich in einem anderen Gebäude befindet. Unterwegs trifft er auf zwei Arbeiter der Gemeinde, die beim Werkhof arbeiten. Sie haben Probleme mit ihren Arbeitsbedingungen, da sie unterbesetzt sind. Aufmerksam hört Stephan Lack ihnen zu und nimmt ihre Anliegen auf. Er verspricht, etwas zu unternehmen. Um 11:15 Uhr hat er wieder eine Sitzung mit den Abteilungschefs der Verwaltung, die er wieder leiten muss.  Was auch zum Wahlkampf gehört, sind öffentliche Auftritte. Am Nachmittag ist der momentane Gemeindepräsident von Muri-Gümligen beim Fernsehsender «Telebärn» für eine Talkshow mit seinem Gegner Jan Köbeli eingeladen.

Das ist, selbstverständlich, auch für einen Gemeindepräsidenten nicht alltäglich. Normalerweise würde er seinen Nachmittag mit Telefonaten, Büroarbeit und Sitzungen verbringen. 

Einer der Flyer, mit denen Stephan Lack Wahlkampf betreibt. Foto: Konstantin Bindschedler

Trotz Kritik bleibt er gelassen

Wer durch Muri-Gümligen läuft, kann viele Aufkleber sehen, die Lack kritisieren. «FCKLCK», «Lackab» und «Lackschaden », das sind die häufigsten Sprüche auf diesen Aufklebern. «Kurz nach Amtsantritt wurde bekannt, dass er sowohl in seinen privaten wie auch in den Finanzen seiner Uhrenfirma, gelinde gesagt, etwas Unordnung hatte», schrieb die Zeitung «Anzeiger Region Bern» am 6. März, 2024. Der Gemeindepräsident steht also aufgrund finanzieller Vorfälle in seinem Privatleben unter Kritik. Mit dieser Kritik und mit den Aufklebern geht er aber gelassen um. Er findet, die Aufkleber seien auch eine Art Werbung für ihn. Auf die Frage, wie er mit Kritik umgehe, antwortet er: «Sportlich. Ich nehme das ernst und ich höre zu. Ich versuche immer zuzuhören». Er versuche bei Kritik, diese mit der entsprechenden Person zu vertiefen, die ihn kritisiert. Um die Person zu verstehen. Wenn es aus der Kritik Learnings gebe, nehme er sich diese zu Herzen.

Einer der vielen Aufkleber in Muri, die Stephan Lack kritisieren. Foto: Adrian Keller

Die Wahl des Gemeindepräsidenten hat Vorrang

Der Gemeindepräsident oder die Gemeindepräsidentin ist zuständig für die Leitung des Gemeinderates sowie für die Ausführung der Gesetze der Gemeinde und der Gesetze der übergeordneten Instanzen. Ausserdem leitet er auch die Gemeindeverwaltung. Wie wird aber der Gemeindepräsident gewählt? Die reguläre Amtszeit des Gemeindepräsidenten liegt bei 4 Jahren. Der Gemeindepräsident wird separat gewählt und diese Wahl findet vor der Wahl des Gemeinderats statt. Der Grund dafür ist, dass die Gemeinde für kurze Zeit keinen Präsidenten hätte, falls im ersten Wahlgang noch keine definitive Entscheidung getroffen wäre. Um dies zu vermeiden, wird die Wahl des Gemeindepräsidenten vorgezogen. Wäre die Wahl beispielsweise erst im November und es käme zu einem zweiten Wahlgang, dann wäre dieser erst im Dezember. Zudem könnte noch eine Beschwerde eingereicht werden, dann gäbe es im Januar immer noch keinen Präsidenten. Ein weiterer Grund, weshalb die Wahl des Gemeindepräsidenten vorgezogen wird, ist, da der neue Präsident sehr wahrscheinlich aus einem Vollamt kommt und in ein neues Vollamt wechseln muss. Dafür benötigt er ein wenig mehr Zeit, um sich in die neue Rolle als Gemeindepräsident einzuleben.

Der Gemeindepräsident wird von den Bürgern und Bürgerinnen der Gemeinde gewählt. Um bei der Wahl zu gewinnen, braucht man im ersten Wahlgang das absolute Mehr, also 50% der Stimmen +1. Dieses Wahlverfahren nennt man Majorzwahl. Wenn niemand das absolute Mehr erreicht, dann braucht es einen zweiten Wahlgang. Im zweiten Wahlgang braucht man nicht mehr 50% der Stimmen + 1, sondern nur noch das relative Mehr.

Der Gemeindepräsident besitzt ausserdem das Vetorecht im Gemeinderat (die Exekutive). Wenn bei einer Abstimmung im Gemeinderat Gleichstand herrscht, besitzt er den Stichentscheid, ob eine Massnahme angenommen wird oder nicht.

Der Gemeindepräsident leitet die Verwaltung und den Gemeinderat. Der Alltag des Gemeindepräsidenten besteht aus Planen, vielen Meetings, Leitung der Verwaltung, Leitung des Gemeinderates und Arbeit im Büro. Dies alles muss ein Gemeindepräsident meistern können.