In diesem Text analysiere ich, wie man die zwei Versionen der Geschichte «der Sandmann» verstehen soll. Anschliessend vergleiche ich «der Sandmann» mit dem Film «American Psycho», welcher einen ähnlichen Sachverhalt aufweist.
In der Geschichte «der Sandmann» von E.T.A. Hoffmann, geht es um Nathanael, einen Studenten, der denkt, dass er vom Sandmann verfolgt wird. Nathanael ist seit seiner Kindheit traumatisiert. Als Nathanael ein Kind war, kam der Anwalt Coppelius jeden Abend zum Vater nach Hause, um alchemistische Experimente durchzuführen. Der Vater stirbt bei so einem Experiment. Nathanael glaubt Coppelius, habe seinen Vater umgebracht, was ihn traumatisiert. Als Student sieht Nathanael den Wetterglashändler Coppola, den er für Coppelius hält. Im Unterricht haben wir besprochen, wie sich aus der Geschichte um Nathanael zwei Geschichten bilden. Es gibt Nathanaels und Claras Version der Geschichte. Nathanael hat das Gefühl, dass er wirklich von Coppelius verfolgt wird und er denkt, Coppelius hat den Vater umgebracht. Er ist zum traumatischen Erlebnis stark emotional verbunden, aber hat eine grosse zeitliche Distanz zum Erlebten. Dies macht die Situation noch komplizierter für ihn, da er sich auf seine Gefühle verlässt und nicht rational denken kann. Clara hingegen versucht, die ganze Geschichte an Nathanael rational zu erklären. Sie sagt ihm, dass sein Erlebnis nur in seinem Kopf existiert, aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Clara erklärt ihm, dass er seit seiner Kindheit traumatisiert ist und darum Coppelius sieht. Auch erklärt sie ihm, dass der Vater chemische Experimente machte und dabei starb. Im Unterricht haben wir zudem bemerkt, dass Clara Nathanael das Ganze wie ein moderner Psychologe erklärt. Unabhängig davon, welche Geschichte die Wahrheit ist, stürzt das Sehen von Coppelius ins Verderben. Er verliebt sich in Olympia, bei der sich herausstellt, dass sie ein Automat ist. Am Schluss stürzt er sich aus Verzweiflung von einem Turm. Im Unterricht haben wir zusätzlich einen Film angeschaut, der den Sachverhalt mit den zwei Versionen der Geschichte noch einmal erklärt. Auch wird im Film gesagt, dass beide Versionen der Geschichte gleichberechtigt sind. Keine Version ist falsch. Der Autor löst nicht auf, welche Geschichte die richtige ist. Es gibt an verschiedenen Stellen Hinweise für beide Versionen. Zum Beispiel sagt der Erzähler manchmal Coppelius und manchmal sagt er Coppola. Coppelius steht für die Version von Nathanael, Coppola für die von Clara. Ein weiterer Hinweis ist, dass Coppelius am Schluss sagt: «Der kommt dann schon herunter.» (Sandmann, S.49) Im nächsten Moment springt Nathanael dann auch wirklich vom Turm herunter. Das stellt Coppelius als Figur dar, die eine gewisse Macht ausüben kann.
Dass eine Geschichte zwei Seiten hat, ist typisch für die Romantik. Die Romantik zeigt den Menschen immer von allen Seiten und keine Seite ist falsch. Nathanael lehnt die Rationalität ab und setzt seine Fantasie frei, was auch typisch für die Romantik ist.
«Der Sandmann» im Vergleich mit dem Film «American Psycho»
Im ersten Teil habe ich den Sachverhalt der zwei verschiedenen Versionen der Geschichte «der Sandmann» erklärt. Jetzt vergleiche ich die Geschichte mit einem Film, der ganz verschieden ist, aber auch zwei verschieden Versionen der Geschichte hat. Dieser Film ist «American Psycho» aus dem Jahr 2000. Im Film geht es um den Investmentbanker Patrick Bateman der von Christian Bale gespielt wird. Ihm sind eigentlich nur sein Aussehen, Status und Geld im Leben wichtig. Obwohl er das alles besitzt, ist er nicht glücklich. Das macht ihn verrückt. Er beginnt damit, Menschen brutal zu ermorden, darunter auch einen von seinen Arbeitskollegen. Nachdem er einige Morde begangen hat, gesteht Patrick Bateman seinem Anwalt auf den Anrufbeantworter. Der Anwalt sieht das ganze als Scherz und sagt ihm, er habe den angeblich ermordeten Arbeitskollegen gerade kürzlich getroffen. Auch als Patrick Bateman zurück in eine Wohnung geht, wo er einige Menschen ermordet hat, findet er die Wohnung sauber und renoviert vor. Es sind keine Leichen zu sehen. Es stellt sich darum am Schluss die Frage, ob die Morde tatsächlich stattgefunden haben oder nur vorgestellt waren. In beiden Geschichten haben die Hauptpersonen ein psychologisches Problem. Dieses Problem führt bei Beiden zu schwerwiegenden Folgen. Bei beiden Geschichten steht am Schluss offen, welche Geschichte die wahre ist. Man weiss bei beiden nicht, ob das Ganze wahr ist, oder sich nur im Kopf der Protagonisten abgespielt hat. Es gibt aber auch grundsätzliche Unterschiede in den beiden Geschichten. Am Schluss ist die Geschichte von Nathanael abgeschlossen. Die Geschichte von Patrick Bateman ist offen, man weiss nicht, wie es mit ihm weitergeht. Nathanael fühlt sich von Coppelius verfolgt, aber erhält Hilfe von Clara und von seinem Freund Lothar. Patrick Bateman ist aus anderen Gründen psychisch krank und erhält dabei aber keine Hilfe. Obwohl beide sehr unterschiedliche Geschichten sind, haben sie doch einige Parallelen.
Quellen
E.T.A. Hoffmann (2003): Der Sandmann. Text und Kommentar. Kommentiert von Peter Braun. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.